Tageszentrum Dienvidies für Kinder und Jugendliche in Litauen

Derzeit werden täglich bis zu 30 Kinder und Jugendliche im stiftungseigenen litauischen Tageszentrum „Dienvidis“ betreut. Dienvidis bedeutet Meridian, Zenit und Mittag und in der chinesischen Medizin so viel wie innere Energie – das also, was die Kinder im Tageszentrum so dringend brauchen.

Das litauische Team von children’s net kümmert sich umfassend um Kinder und Jugendliche aus desolaten und zerstörerischen Familienverhältnissen. Dank der intensiven psychologischen und pädagogischen Betreuung bietet das Zentrum weit mehr als Schutz und Wertschätzung. Die teils schwer traumatisierten Kinder werden warmherzig aufgefangen, ihre seelischen Wunden dürfen heilen – sogar nachts ist jemand da, wenn sie aufgefangen werden müssen. Und, sie dürfen ganz einfach Kind sein, die meisten von ihnen beginnen recht schnell, sich unbeschwert und unbefangen zu fühlen – für ein paar Stunden zumindest.

Struktur statt Haltlosigkeit.

Das Leben im Tageszentrum ist klar strukturiert, das gibt Halt und Sicherheit. Gemeinsam wird gegessen mit viel Zeit zum Reden, gemütlich ist es und heimelig und alle haben ihre Pflichten. Da wird zum Beispiel gemeinsam der Tisch gedeckt und aufgeräumt, Hausaufgaben werden gemacht, meist mit viel Hilfe. Fast alle Kinder haben so viel Schulstoff nachzuholen. Es gibt viel zu tun und zu erleben im Tageszentrum. Elyte, die Köchin, die auch ausgebildet ist, um pädagogisch mit jungen Menschen zu arbeiten, zeigt den Kindern und Jugendlichen Alltäglichkeiten wie Kartoffeln schälen, Suppe kochen, Geschirr waschen, all das, was ihre Schützlinge eigentlich ganz normal zu Hause hätten mitbekommen sollen. Aber zu Hause war da niemand, der sie anleiten konnte, da gab es irgendetwas zu essen, dann, wenn gerade mal was da war. Brot, Zwiebeln, nicht viel mehr meist, oft längst Abgelaufenes, gefunden etwa in den Tonnen der Supermärkte.

Elyte liebt es, mit den Kindern zusammen zu sein. Da wird dann auch gemeinsam gebacken, Ingwerkekse etwa, die zugunsten von Dienvidis auf Märkten und sogar im Präsidentenpalast in Vilnius verkauft werden. Und Alma, die von Anfang an zur Tageszentrum-Familie gehört, erledigt so fast alles, was anfällt, füllt Papiere aus, erledigt Formalien und schaut, dass das Haus gepflegt bleibt. Einkaufen geht sie auch, damit die Speisekammer gefüllt ist, damit einfaches, aber gesundes Essen auf den Tisch kommt. Mit den Kindern arbeitet sie auch im Garten. Wie stolz sind sie alle, Blumen sprießen zu sehen, Tomaten, Gurken oder Zucchini ernten zu dürfen. Im Tageszentrum lernen die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel auch Radl flicken, kleine Handwerkerarbeiter durchzuführen, Wäsche zu waschen oder auf die eigene Hygiene zu achten.

Durch Vernetzung zu mehr Fachlichkeit

Die Psychologin arbeitet in Einzel- und in Gruppenstunden mit den Kindern, zusätzlich werden Kunst-, Musik-, und andere Kreativtherapien und viele Workshops angeboten. Immer wieder kann children’s net Therapeuten und weitere Fachleute aus dem heilpädagogischen Bereich aus Deutschland nach Litauen einladen, damit sie Fachwissen weitergeben, damit Anregungen Lust machen zum Weiterarbeiten. Beim fachlichen Austausch werden regelmäßig interessierte Betreuer auch aus anderen Einrichtungen eingeladen – Dienvidis soll nicht eine kleine soziale Insel sein, Miteinander ist so wichtig, hilft, langfristig auch gesellschaftsrelevante Veränderungen zum Wohle der Kinder auf den Weg zu bringen. Während der Ferien ist das Tageszentrum rund um die Uhr geöffnet, da gibt es kreative und therapeutische Angebote, da dürfen die Kinder spielen, toben, ihrer Phantasie nachgeben. Da werden sie angeregt und motiviert, da werden Ausflüge unternommen, ans nahe Meer, in Museen und sportlich-künstlerische Aufführungen vorbereitet. Im Zentrum werden Traditionen gepflegt und Feste gefeiert. Viele der Kinder haben etwa an ihrem Geburtstag das erste Mal in ihrem Leben ein Geschenk bekommen.

Das Tageszentrum ist in seiner ganzheitlichen Fürsorge einzigartig in Litauen. Hier ist man längst in Europa angekommen, die Kinder und die Mitarbeiter wissen das zu schätzen.